Das Jahr 2021 war, trotz der allgemein schwierigen Situation durch Corona, das erfolgreichste Jahr der Geschichtswerkstatt Kalk seit ihrer Gründung. Wir gaben allein 7 Führungen; so viel wie noch nie seit der Werkstatt-Gründung im Jahr 1995.
Im Rahmen des bundesweiten Themas „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland” konzentrierten wir uns auf das Thema „Jüdisches Leben in Kalk – Eine verdrängte Geschichte“. Wir beteiligten uns aktiv an insgesamt zehn Veranstaltungen, davon waren allein vier Themen-Führungen. Dabei haben wir mit unterschiedlichen, interessanten Partnern zusammengearbeitet.
2021 begann die Zusammenarbeit mit der VHS Köln, die ein breites Veranstaltungsprogramm zum jüdischen Leben in Köln als einen ihrer Schwerpunkt geplant hatte. Wir waren dabei mit drei Veranstaltungen in Kalk und Mülheim, mit zwei Führungen und einem Vortrag.
Im Programm „Kalk is(s)t koscher“ waren wir mit vier Programmpunkten beteiligt:
- Vorstellung unserer Broschüre „Jüdisches Leben in Kalk – Eine verdrängte Geschichte”
- Kalk-spezifische Führung zum jüdischen Leben in diesem Stadtteil
- Vortrag mit historischen Daten und Fakten beim Open-Air-Abend mit koscherem Essen im Bürgerhaus
- Abschlusskonzert mit jiddischer Musik in der evangelischen Kirche von Kalk/Humboldt mit vorgelagertem Pressegespräch über die gesamte Veranstaltungsreihe.
Initialzündung für uns war die öffentliche Vorstellung unserer Broschüre, deren Vorarbeit viel Kraft gekostet hatte, da umfangreiche Recherchen und einige Interviews gemacht werden mussten.
Die Arbeit wurde belohnt, da die Broschüre ein breites Presse-Echo erhielt, nicht nur in Köln (Kölner Stadt-Anzeiger und Kölner Wochenspiegel), sondern auch überregional durch die Jüdische Allgemeine und die Publikation der Liberalen Gemeinde positiv besprochen wurde.
Darüber hinaus entstanden neue Kontakte, die weitere Veranstaltungen nach sich zogen. So hat die Leiterin des evangelischen Referates für Jugend, Frauen und Männer im rechtsrheinischen Köln, Kalliopa Terzi, zusammen mit der GWK eine Rally für insgesamt 36 Konfirmandinnen und Konfirmanden in zwei Führungen organisiert, jeweils eingeleitet durch einen Fachvortrag durch F. Bilz, Vorsitzender der GWK.
Aus dem süddeutschen Weiden/Oberpfalz hat der Sohn eines nach Kalk zur Zwangsarbeit verschleppten Juden aufgrund unserer Broschüre Kontakt mit uns aufgenommen und neue Infos zu Juden in Kalk vermittelt, die auch weitere Einblicke in das industrielle und soziale Geschehen in den Jahren der NS-Herrschaft und des WWII gestatten.
Das renommierte Steinheim-Institut in Essen wird unsere Broschüre als eine wissenschaftliche Grundlage für ihren Veranstaltungszyklus „Jüdisches Leben im rechtsrheinischen Köln“ nehmen, den sie zusammen mit Germanica Judaica durchführen wollen.
Für das nächste Jahr sind bereits zwei Führungen zum jüdischen Leben in Kalk vereinbart, für die VHS Köln und die Naturfreunde Köln.
Neben den vier Führungen der GWK gab es drei weitere, mit der VHS zu den Themen „Kalk in der NS-Zeit“ und „Aufstieg und Niedergang der Industriearbeit“ (mit F. Bilz, 25 TeilnehmerInnen) und im Rahmen des Tag des Offenen Denkmals eine Führung „Vom Schein zum Sein“ (mit P. Zillig, 49 TeilnehmerInnen).
Die GWK war durch P. Zillig in der Jury vertreten, die den Veedels-Schreiber gekürt hat; es wurde Alexander Estis. Er erhielt zum Beginn seiner Arbeit in und für den Stadtteil eine Führung durch Kalk durch P. Zillig. Alexander Estis plant eine Publikation über seine Eindrücke in Kalk zu schreiben, darunter auch die Geschichte mit der Kontaktaufnahme bzgl. des jüdischen Zwangsarbeiters aus der Oberpfalz.
Am Straßenfest „Straßengold“ in der Kalk-Mülheimer Straße war die auch die GWK beteiligt.
Mit DOMID e.V. wurde Kontakt aufgenommen. Dieser Verein wird wohl ab 2022 in einer der brachliegenden Kalker Hallen aktiv werden, um dort ein Archiv, eine Dauerausstellung und zahlreiche Aktivitäten zum Thema „Migration nach 1945 in Deutschland” einzurichten. Für diese von uns gewünschte Zusammenarbeit muss die GWK noch kräftige Ermittlungs-/Forschungsarbeit leisten. Wir wollen uns als eigenständige, seriöse und kooperationsbereite Organisation präsentieren.
Die GWK war an der Stifterversammlung „KalkGestalten“ beteiligt; jedem Vorstandsmitglied wurde eine Broschüre überreicht.
Unsere Web-Seite wurde durch Eva Dobberkau erfolgreich neu aufgestellt. Als nächstes ist ein größerer Beitrag über sichtbare Zeichen der GWK-Arbeit in der Öffentlichkeit eingestellt werden. Die entsprechenden Texte und Fotos hat F. Bilz vorgelegt.
Wir haben ein größeres Konvolut zum Kalkberg von zwei Quellen zur Kopie erhalten, darin sind die drei Wellen zur Öffnung des Kalkbergs mit allen Dokumenten vertreten:
1973 – 1977
1983 – 1984
2006 – heute.
F. Bilz forscht aktuell zu den historischen Gegebenheiten von 1870-1915, vor der Aufschüttung des Kalkbergs.
Verschiedene Anfragen, z.B. zur historischen Kino-Situation in Kalk konnte mit Fotos und Text beantwortet werden.
Die GWK stellte einen Antrag auf Zuschuss für die Ordnung und Sicherung unseres Archivs im Rahmen des „Förderprogramms Stadtgeschichte“. Das umfangreiche Papier wurde nach mehreren Sichtungen im Archivraum im Keller des Bürgeramts durch E. Dobberkau erstellt.
Geschichtswerkstatt Kalk e.V.
Der Vorstand
Köln, den 15. Dezember 2021