05 Rheinischer Bahnhof

Kalk ist von Eisenbahnstrecken umgeben, aber erst spät erhielten seine Einwohner einen Bahnhof. Am 1. Oktober 1875 wurde der erste eröffnet, „Rheinischer Bahnhof“ genannt. Erbaut von der Rheinischen-Eisenbahngesellschaft, eine der früheren Privatbahnen. Er befand sich nördlich der Kalker Hauptstraße, wo sich heute der Rangierbahnhof Köln Kalk Nord erstreckt, entlang der Nord-Südrichtung verlaufenden Bahnstrecke Speldorf (Ruhr) – Toisdorf am Ostrand von Kalk. In der Zeit vor der Jahrtausendwende zum Jahr 1900 stieg der Eisenbahnverkehr in Köln und Umgebung sprunghaft an und auch mit ihm der Güterumschlag. Für den rechtsrheinischen Güterverkehr existierten fünf Bahnhöfe, die den Anforderungen nicht mehr gewachsen waren. Daher sollten alle Verschiebebahnhofsanlagen der rechten Rheinseite an einem Ort konzentriert werden. Es entstand der neue Rangierbahnhof „Kalk Nord“. Er wurde ab 1901 geplant, ab 1904 gebaut und in der Zeit vom 5. bis 17. April 1910 in Betrieb genommen. Mit seinem Bahndamm überdeckte er das Gelände des alten Rheinischen Bahnhofs Kalk besaß mit ihm den damals größten Rangierbahnhof in Westdeutschland. Insgesamt 1367 Bedienstete waren Anfang 1912 dort beschäftigt. Ein inzwischen völlig verschwundener Teil dieses Bahnhofs war sein Bahnbetriebswerk: Jene Einrichtung, wo die alten Dampflokomotiven die nötige Pflege , Versorgung und Wartung erhielten. Es befand sich neben der Straße „In den Reihen“und besaß anfangs einen Ringlokschuppen mit 32 Lokomotivgleisen (ringförmiger Schuppen um Drehscheiben herum). Später kam ein zweiter mit 16 Standgleisen dazu. Dort stand auch der 1908 erbaute Wasserturm des Bahnhofs mit einem Kugelbehälter aus Metall. Wie auch der Wasserturm der Chemischen Fabrik Kalk prägte er das Bild der Industriestadt Kalk mit. Am 1. November 1959 endete die Lokomotivbeheimatung im Bahnbetriebswerk. 1976 wurde die Bausubstanz komplett beseitigt und dabei auch de Wasserturm gesprengt. Seine Wetterfahne krönt heute den Treppenturm im Innenhof des Kalker Bezirksrathauses. Im Zweiten Weltkrieg war in Köln die Deutsche Reichsbahn der größte Beschäftiger von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Auch im Rangierbahnhof Köln-Kalk Nord existierte ein Zwangsarbeiterlager: An der Grenzstraße im nördlichen Bereich des Bahnhofs, an der heutigen Stadtautobahn. Mit etwas 1500 Insassen war es die größte von 56 Zwangsarbeiterunterkünften in Kalk. Heute befindet sich dort eine Kleingartensiedlung. Auch in einem Gefolgschaftsheim an der Umladehalle und im Bahnbetriebswerk gab es Unterkünfte für Zwangsarbeiter. Nach dem Krieg mit seinen Luftangriffen folgten Jahre des Strukturwandels: Der Wechsel von Dampflokomotiven zu Diesel- und Elektroloks, wodurch auch der Rangierbahnhof Köln-Kalk Nord unter Fahrdraht kam. Bis heute ist er ein wichtiger Umschlag- und Zugbildungspunkt im Güterverkehr der Eisenbahn im Kölner Großraum geblieben.